Das geht schief

Ohne Frage, Kameras, die mehr als 40 Jahre alt sind, können bestens funktionieren. Sie können das Bild richtig belichten und es auch problemlos auswerfen. Hat man das einige Male gemacht und dabei gute Ergebnisse erzielt, dann geht man sorglos ans Werk.

Nach einiger Zeit fiel mir nun auf, dass es Abweichungen auf den Bildern gibt, die meiner Flüchtigkeit beim Photographieren zuzuschreiben sein müssen. Ich habe, so sagte ich mir, offenbar die Kamera nur zu achtlos ausgerichtet und wohl nicht genau fokussiert. Oder ich habe sie im letzten Moment verzogen, sodass das Bild nicht mehr den gewählten Ausschnitt erhielt. Da der Auslöser schon einen kräftigen Druck braucht, kann das passieren.

Die Überprüfung der Aufnahme ist ja nicht sofort möglich. Beim Farbfilm dauert es schon eine gute  halbe Stunde, bis man das Bild begutachten kann. Dann ist es meist für eine Wiederholung aber zu spät: das Licht hat sich verändert, man ist an einem anderen Ort oder das Objekt ist einfach nicht mehr vorhanden.

Im Dock r

Diese Aufnahme entstand vormittags in einem Trockendock. Die farbliche Gestaltung des Bildes gefiel mir. Ich wunderte mich allerdings, dass das Schiff auf dem Bild etwas schief lag und es zu sehr aus dem Rahmen fiel. Die Aufnahme gelang nicht so symmetrisch, wie ich sie geplant hatte.

campus BHS r

Ein paar Wochen später wollte ich Aufnahmen in der Dämmerung an einer Bushaltestelle machen. Da das Wartehäuschen und die Leuchttafel darin quadratisch sind, wollte ich dies auch so deutlich durch eine frontale Aufnahme sichtbar gestalten. Die Kamera setzte ich auf ein Stativ und richtete sie mit einer Wasserwaage aus. Trotzdem lief wieder etwas schief.

Rolltreppe B r

Und obgleich aller Sorgfalt passierte es mir ein paar Wochen später bei einem Shooting mit Stativ in einem U-Bahnhof wieder. Als sich nach einer halben Stunde der gräulich-blaue Schleier lichtete, sah ich, dass auch dieses Ergebnis schräg war.

So langsam dämmerte es mir, dass es nicht an meiner Handhabung der Kamera liegen kann, nicht durch eine Unachtsamkeit von mir. Auf das Naheliegende bin ich einfach lange nicht gekommen; alte Polaroid Kameras haben ihre kleinen Macken und zeigen Fehler.

Hendrer

Eine andere Kamera zeigt immer Abschattungen in einem bestimmten Bereich. Diese ‚Schatten‘ können ihre Ursache nur in der Kamera haben. Dies konnte ich dann auch durch eine Reihe von Probeaufnahmen feststellen.  Um diesen Effekt nun wissend, setzte ich diese Kamera mittlerweile gezielt mit dieser Wirkung ein. Gut kann man es auf den beiden s/w Portraits sehen.  Dies klappt übrigens auch wunderbar bei Farbaufnahmen.

Amanda r

Bei einer weiteren Kamera zeigt sich bei bestimmten Aufnahmesituationen eine deutliche Verzerrung an linken Rand; die Laterne im Bild, aufgenommen in einem Hafen, ist sicher nicht vom starken Wind schief geworden.

Cux a r

Es bleibt, dass sich die Arbeit mit alten Polaroid Kameras wunderbar für den künstlerischen Ausdruck eignet. Und dies auch, wenn die altersschwache Technik nicht immer mitspielt.

Veröffentlicht von Tom Pätz Art

Photography Artist

2 Kommentare zu „Das geht schief

    1. Hallo Ruperta, ja, Du sagst es; eine POLAROID Kamera lädt immer wieder ein, um Neues auszuprobieren. Ich frage mich häufig, wie sich eine bestimmte Lichtsituation auf dem Bild wiederfinden würde – und probiere es einfach aus. Und unter Spannung warte ich dann, bis endlich die ganze Pracht sichtbar ist. LG Tom

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